Dieter Simon hatte in myops 11/2011 einen satirischen Artikel über Wikileaks-Dokumente „betr. Rüthers Bernd“ veröffentlicht, der zu geharnischtem Protest Rüthers führte, dessen Leserbrief in myops 12/11 veröffentlicht ist. Nicht nur das. Auch der Verleger der bei Beck erscheinenden Zeitschrift schrieb an den Herausgeber. Ihm könne bei solchen Artikeln die Lust vergehen, eine Zeitschrift wie myops weiter zu verlegen. Auch diesen Brief hat myops in Heft 12/2011 veröffentlicht.
Zu dieser sehr knappen Information lassen sich mindestens zwei Dinge nachtragen:
1) Der nun abgedruckte Brief von Dr. Hans Dieter Beck hinterlässt den Eindruck, als ob er das satirisch „gefakte“ Wikileaks-Dokument, in dem Rüthers in die Nähe eines klinischen Altersstarrsinns gerückt wird, für bare Münze nimmt. Wäre der Seitenrand im Myops-Heft breiter gewesen, hätte ich wohl ein pädagogisches „Textkompetenz?“ danebengekritzelt. Erstaunlich für einen Verleger.
2) Das Geplänkel zwischen Bernd Rüthers und Dieter Simon (und anderen Myops-Autoren) geht schon über mehrere Runden. Vorinstanzen: NJW 2011, S. 434-436 (Rüthers findet gar nicht nette Worte über Ogorek/Simon/Grasnick); zuvor: Festschrift Hassemer (2010, habe ich leider nicht zur Hand; Ogorek/Simon scheinen sich nicht freundlich über Rüthers‘ – sagen wir mal: – Alleinstellungsmerkmal „methodische Prinzipienfestigkeit“ geäußert zu haben).
Die „Wikileaks“-Satire in Myops 12/2011 war etwas oberstufenschülerhaft, bestenfalls. Die aktuell abgedruckte Reaktion von Rüthers wirkt auf mich wiederum fast satirisch: Simon habe „‚Kampfmethoden'“ angewendet, die an „ungute Epochen der jüngsten deutschen Geschichte“ erinnerten.
Kurz: Hier wird offenbar von beiden Seiten mit dem Holzhammer gestritten. Sollte in dieser nicht immer ganz feinsinnigen Auseinandersetzung die kleine Zeitschrift auf der Strecke bleiben, wäre das sicherlich kein gutes Zeichen für Meinungsvielfalt im großen Verlagshaus.
Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt Flauaus,
leider glaube ich schon, dass die Reaktion des Verlegers mehr als berechtigt war. Rüthers ist zu Recht gegen Verbiegung des Rechts in Nationalsozialismus und Kommunismus zu Felde gezogen und musste sich an vielen unerwarteten Stellen dafür anrempeln lassen bzw. diente mit seinem Werk selbst zur Herabsetzung anderer, zum Beispiel in einer heftigen Diskussion unter Gesellschaftsrechtlern. Auch Simon hat sich in einem Artikel im Myops ganz gut vergriffen, als er erzählen zu müssen meinte, welchen Irrtümern er gegen Ende 1945 erlegen war. Bei aller Freude an der Ehrlichkeit fragte man sich, was er in diesem Moment damit sagen wollte. Und die hier gegenständliche Satire war völlig daneben. Oberstufenschülerhaft trifft es, aber dazu muss man Oberstufenschüler sein, am Besten da, wo man nicht gesehen wird.
Das greife ich nur deswegen noch einmal auf, weil ich manche seltsamen Bemerkungen über Rüthers sehr erschreckend finde, unabhängig davon, ob sie von Fußballfans, Fernsehzuschauern oder Universitätsprofessoren abgesondert wurden.
Vielen Dank.
Beste Grüße
Dieter Lucht.