Die Iden des März

 
Am Donnerstag, dem 22.01.09 erhielt ich um 14.44 h folgende E-Mail:
Lieber Herr Flauaus,
zu meiner Bestürzung habe ich auf Ihrer home-page Ihren Kommentar zum Kommunikationsforum für Anwälte und Richter zur Kenntnis nehmen müssen.Ihre veröffentlichten Ansichten und Gedanken enttäuschen mich doch sehr! Ich dachte eigentlich, dass Sie – vor Allem auch in Ihrer Funktron als Vorsitzender des Anwaltvereins Darmstadt und Südhessen e.V. – da etwas weitsichtiger und kritischer sind. So jedenfalls funktioniert Kommunikation sicherlich nicht!Ich sehe mich leider nicht in der Lage, an dem morgigen Neujahrsempfang teilzunehmen und hoffe nur, dass eine(r) von den „deformierten Persönlichkeiten“ Ihnen im Kreise Ihrer Kollegen dieses Pamphlet unter die Nase hält und laut fragt, ob das auch die Meinung des Anwaltsvereins Darmstadt repräsentiert. Ihre Veröffentlichung ist wirklich unter aller Würde und verletzt jeden Richter und jede Richterin in seiner Ehre. Vielen Dank!M.
Vorsitzender Richter am Landgericht
Deutscher Richterbund
Landesverband Hessen, Vorstand
Bezirksgruppe Darmstadt, VorstandDaraufhin sandte ich um 15.14 h folgende E-Mail an M.:

Lieber Herr M.,
 
ich bedaure sehr, daß Sie das so sehen. Denn Sie waren nun wirklich nicht gemeint. Aber die drei jungen Damen, hinter denen ich mit einem Kollegen saß, haben es nicht verdient, von Ihnen in Schutz genommen zu werden. Auch sollten wir es nicht ihnen verdanken, daß der Kommunikationsfaden abreißt. Ich wünschte mir, Sie könnten Ihre Entscheidung noch einmal überdenken.
 
Herzlichst
Ihr
 
Achim Flauaus
Um 15.53 h sandte ich an die drei weiteren Vorstandsmitglieder folgende E-Mail:

Liebe Kollegen,
 ich habe auf meiner Homepage unter dem 25.10.2008 einen Eintrag „Anwälte und Richter“, an dem der von mir eigentlich sehr geschätzte VRiLG M. mit sehr deutlichen  Worten in anliegender Mail heute Anstoß genommen hat. Ich habe mit ebenfalls anliegender Mail hierauf geantwortet.

Unter diesen Umständen werde ich an der morgigen Veranstaltung nicht teilnehmen. Ich würde die Veranstaltung dadurch nur belasten und dafür ist sie nun wirklich nicht da. Ein Grußwort wird ohnehin von Herrn B. gesprochen. Dies hatte ich mit ihm unabhängig von diesem Vorgang schon abgesprochen.
Dieser Vorgang, ebenso wie der mit dem Koll. D. hat mich nachdenklich gemacht, was die Vorstandswahl in diesem Frühjahr angeht. Ich möchte mich auch in Zukunft exponieren und meine, das verträgt sich letztlich nicht mit dem Vorsitzendenamt. Bevor ich eine Entscheidung treffe, möchte ich Ihre Meinung hören.
Der Veranstaltung wünsche ich ein gutes Gelingen und Sie bitte ich um Verständnis, daß ich derselben morgen fern bleibe.
 
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
 
Achim Flauaus
Darauf erhielt ich um 16.42 h von Vorstandsmitglied I. die folgende E-Mail:
Lieber Achim,
 
heute mittag hat mich Herr K. von der X. Kammer  angerufen und ebenfalls auf diesen Kommentar, sowie auf einen weiteren, am 16.01. von Dir veröffentlichten Beitrag, in denen Richter als „Verbrecher“ und „zynische Rassisten“ bezeichnet werden, verwiesen.
 
Er hat mir auch mitgeteilt, dass die betreffenden Beiträge in der Darmstädter Richterschaft herumgegangen sind (Scan für die Kollegen nochmal anbei).
 
Nachdem die Beiträge offensichtlich aus Deiner Feder stammen, muss ich Dir sagen, dass ich dieses Verhalten nicht tragbar finde. Dir musste klar sein, dass diese Beiträge auf den Anwaltverein zurückfallen würden. Dass dies in einer Zeit, in der wir Anstrengungen unternehmen, das Verhältnis zur Richterschaft zu verbessern, nicht dem Vorstandswillen entspricht, bedarf nach meiner Auffassung keiner Erläuterung.
 
Auch Deine Reaktion auf das Schreiben von Herrn M. zeugt kaum von der erforderlichen Einsicht über die Tragweite Deines Handelns.
 
Ich schlage vor, dass sich der Verein – bereits morgen – klar von den Äußerungen distanziert. Daneben hielte ich es für sinnvoll, dass Du die Beiträge aus dem Netz nimmst und Dich entschuldigst. Solltest Du Dich hierzu nicht in der Lage sehen, hielte ich einen Rücktritt vom Vorstandsamt für angebracht. Ein Zuwarten bis zu den nächsten Wahlen würde den Schaden für den Verein erheblich erhöhen.
 
Mir wäre am liebsten, wenn wir uns in dieser Sache kurzfristig, also noch heute abend zusammensetzen könnten. In eMails werden wir nur schwer und auch nicht immer im richtigen Ton alle Argumente abwägen können.
 
Wenn es also allen passt, lade ich gerne für 19:00 Uhr zu einer Besprechung in unsere Kanzlei ein. Ich bitte um kurze Rückmeldung.
 Viele Grüße,
 
Vorstandsmitglied I.

 

Ich antwortete daraufhin um 16.59 h an alle Vorstandsmitglieder per folgender E-Mail:

 

Liebe Kollegen,
 
ich habe heute Abend leider einen anderen Termin. Ich gebe aber die Sache in Eure Hände. Das Vorsitzendenamt stelle ich hiermit zur Verfügung. Für eine Änderung auf meiner Homepage sehe ich ebensowenig wie für eine Entschuldigung Anlaß.
 
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
 
Achim Flauaus

Um 19.28 Uhr

erhielt ich die folgende E-Mail von Vorstandmitglied III:
Lieber Achim,
schade, dass Du heute Abend nicht erreichbar warst.
 
Deine Entscheidung, das Amt des Vorsitzenden niederzulegen, begrüße ich ausdrücklich, zumal Du es nicht für richtig erachtest, dich von deinen Äußerungen zu distanzieren und dich zu entschuldigen.
 Ich bin auch der Meinung, dass Deine Äußerungen mit dem Amt des Vorsitzenden unseres Anwaltvereins nicht zu vereinbaren sind . Du weißt sehr genau, dass ich auch schon immer ein Freund der deutlichen Worte war. Die von Dir geäußerten Kritiken mögen zwar zum Teil berechtigt sein, die Art und Weise ist aber beleidigend und in keiner Weise tragbar. Unser Verein hat im Interesse aller Kollegen auf eine gute und respektvolle Zusammenarbeit mit der Richterschaft hinzuarbeiten. Der von Dir eingeschlagene Weg ist dazu nicht geeignet! Die Fronten werden sich nun leider verhärten. Die Reaktionen aus der Richterschaft habe ich unmittelbar über X. mitbekommen. Es werden wohl morgen keine Richter zum Empfang erscheinen. Ich bedauere diese Entwicklung in jeder Hinsicht außerordentlich.
 
LG
 
Vorstandmitglied III.
(Siehe hierzu auch meine Beiträge „Anwälte und Richter“, „Naumburg“, „Rücktritt…“ und „Der Mantel des Schweigens“)

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