Opa, gib den Lappen ab!

Sein Auto ist meist silberfarben. Er bevorzugt Mercedes A-Klasse, noch lieber: B-Klasse, oder: Golf „Plus“. Stets in tadellosem Zustand. Auch mintgrüner Japaner bedient er sich oder ältere Baujahre, die er damals kurz vor der Rente „neu“ gekauft hat. Heute ist er so um die 80. Den Führerschein hat er seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Das bestätigt ihm, daß er dem heutigen Verkehr gewachsen ist. Lebenslange Erfahrung. Politbüromentalität. Oft sieht er auch noch aus wie Erich Honecker.
Er ist ein Sicherheitsrisiko ersten Ranges. Vorausschauend fährt er auf der Autobahn auf die Überholspur, wenn am Horizont ein LKW auftaucht. Selbstverständlich fährt er dort vorsichtig, so mit 100, er ist ja kein Raser, nie gewesen. Mitunter muß der rückwärtige Verkehr, der mit  200 km/h angebraust kommt, dann auch mal „ein bißchen bremsen“, wegen ihm. „Was fahren die auch so schnell?“ Die Fortbewegung auf den eigenen Beinen fällt ihm schwer. Oft hört und sieht er nicht mehr so gut. Er gibt halt sein bestes im Straßenverkehr.

Zweifel an der Kraftfahreignung bestehen sonst schnell. Einmal Drogen, ohne jeden Bezug zum Straßenverkehr, und der Führerschein ist weg, zumindest eine MPU angeordnet. Aber die schon abstrakt alternsbedingt auftreten Ausfallerscheinungen veranlassen den Gesetz- und Verordnungsgeber zu nichts.

Alles was hilft, ist freiwillige Selbstkontrolle. Man wünscht sich Kinder oder Enkel, die ihn fragen, ob er sich (und anderen) die Teilnahme am Straßenverkehr wirklich noch zumuten muß. Und die ihm sagen: „Opa, gib den Lappen ab!“

7 Gedanken zu „Opa, gib den Lappen ab!

  1. Taminator

    „seit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts“

    Netter Artikel, aber wozu ist der Zusatz „des vorigen Jahrhunderts“ gut? Besteht irgendeine Verwechslungsgefahr oder soll der Artikel in den Jahren nach 2050 nochmal erscheinen?

    Antworten
  2. Axel John

    Vorschlag: Drucken Sie sich dieses Statement aus und übergeben Sie es einem Notariat zur Verwahrung.
    Verbunden mit dem Auftrag, es Ihnen an Ihrem 75 Geburtstag via Boten zustellen zu lassen. ;-))

    Antworten
  3. ruebstiel

    nach wie vor sind junge leute das größere unfallrisiko. nach der logik des beitrags sollten lappen erst ab 25 verteilt werden, und dann auch nur, falls schon kinder vorhanden, sonst erst mit 30. trotzdem erzähl ich noch gern die geschichte von einem ca. 80 jährigen autofahrer, der innerhalb eines jahres mehrfach beim ausparken mit dem durchgangsverkehr kollidiert war. dem gericht sagte er, er habe sich doch vorher vergewissert, dass die straße frei war. auf die frage, wie er das denn getan habe (spiegel? schulterblick?): „Iwo, ich schaue immer vorher, ob alles frei ist, dann steige ich ein, lasse den motor an und fahre dann los“.

    Antworten
  4. nekro

    Jeder LKWFahrer wird gegängelt aller 2 Jahre einen sehr umfangreichen Sehtest zu machen,
    während viele PKWfahrer blind rumfahren.
    Wenn Sie verantwortungsvolle Verwandte haben nehmen diese ihnen irgendwann das Auto weg. Auch wenn das rechtlich problematisch ist.
    Gibts eigentlich ne unfallstatistik, die sowas erfasst?

    Antworten
  5. Rasti

    „Aber die schon abstrakt alternsbedingt auftretenden Ausfallerscheinungen“

    Da liegt eben der Unterschied. Wenn jemand Drogen nimmt (übrigens eine Straftat), dann ist das eine konkrete Sachlage, die sich diese spezielle Person bezieht. Jemand wegen seines Alters zur MPU schicken zu wollen, nur weil _andere_ im gleichen Alter nicht mehr fahrtüchtig sind, ist dagegen eine sehr fragwürdige Pauschalierung.

    Wie übrigens auch Ihre ganze Beschreibung des typischen „Auto-Rentners“, dem ich so noch nie begegnet bin (mein eigener Vater ist auch mit 75 noch mit 180 km/h über die Autobahn gebraust – unfallfrei). Dagegen begegne ich bei _jeder_ Autobahnfahrt Männer mittleren Alters (vorwiegend BMW-Fahrer), denen 180 km/h noch nicht schnell genug sind und die mich deswegen durch dichtes Auffahren dazu nötigen, auf die rechte Spur zu wechseln, wo ich dann sehr schnell abbremsen muß, um nicht in eines der Autos zu knallen, die dort mit 130 km/h entlangschleichen. Aufgrund dieser Erfahrung und in Anwendung Ihrer Logik bin ich also dafür, dass alle Käufer eines BMW erst einmal ihren Führerschein abgenommen bekommen und ihn nur nach erfolgreicher Absolvierung einer MPU wiederbekommen …

    Anmerkung Flauaus zu: „… Drogen nimmt (übrigens eine Straftat)…“
    Drogen nehmen ist mitnichten eine Straftat! Es steht im Rahmen der Entfaltung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts jedermann frei, Drogen zu konsumieren. Strafbar ist gem. 29 ff. BtMG allerdings der Anbau, die Herstellung, das Handeltreiben, die Ein- und Ausfuhr, die Veräusserung, Abgabe, Besitz und sonstige Inverkehrbringung, der Erwerb und das Sich-Verschaffen in sonstiger Weise ohne behördliche Erlaubnis, also alles außer dem Konsum selbst.

    Antworten
  6. Rasti

    „Drogen nehmen ist mitnichten eine Straftat!“

    Da kann ich mir nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass das Konsumieren von Kinderpornos ebenfalls keine Straftat ist. 🙂

    Antworten

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .